Sind Männer im Jahr 2045 unfruchtbar?

Wie hat sich ein Donald Trump nicht von seinen Anhängern feiern lassen, als er sein Wahlversprechen im November 2019 offiziell einlöste und sich die USA aus den internationalen Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel verabschiedeten – eine Entscheidung, die der amtierende US-Präsident Joe Biden schnell wieder rückgängig machte. Fraglich ist, ob Trump diese Entscheidung auch getroffen hätte, wenn er einmal einen Blick auf die Studien von Shanna Swan geworfen hätte. Denen zufolge lässt Luftverschmutzung Penisse schrumpfen und sorgt für abnehmende Spermienaktivität. 

Am 25. März gab es für alle Follower von Greta Thunbergs Twitter-Kanal eine Portion gute Laune. Die 18-Jährige teilte einen Post von Sky News, in dem es um die Zusammenhänge von immer kleiner werdenden Penissen und Luftverschmutzung ging. „See you all at the next climate strike“ schreibt Thunberg mehr oder weniger ernst gemeint dazu. 

Aber einmal Spaß beiseite. Was hat es mit den Studien von Shanna Swan auf sich und wie viel Glauben darf man den Ergebnissen schenken?

Bis 2045 unfruchtbare Männer?

Swan ist Professorin für Umweltmedizin und öffentliche Gesundheit an der „Icahn School if Medicine am Mount Sinai“ in New York City. In ihrer Arbeit untersucht sie primär die Auswirkungen von Umwelteinflüssen und Chemikalien auf die reproduktive Gesundheit von Männern und Frauen sowie die Neuroentwicklung von Kindern. 

Den nun veröffentlichten Ergebnissen liegt eine große Untersuchung zugrunde, die bereits 2017 von Swan und ihrem Forscherteam abgeschlossen wurde. Sie werteten 185 Studien mit fast 45 000 Männern aus und gewannen erschreckende Erkenntnisse. In den letzten vier Jahrzehnten sei laut der Studie die Spermienzahl bei Männern um mehr als 50 Prozent gesunken. Es stellte sich bei weiteren Nachforschungen heraus, dass sich die sexuelle Entwicklung nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen und ganz anderen Spezies, verändert. Im schlimmsten Fall könne man sich so auf eine unfruchtbare Welt hinbewegen. Laut Swan wäre es möglich, dass bereits 2045 die meisten Männer nicht mehr in der Lage sind, lebensfähige Spermien zu produzieren. 

In ihrem Buch „Count Down: How Our Modern World Is Threatening Sperm Counts” nennt Swan die Hauptschuldigen und weitere Auswirkungen: So können Phtalate, sogenannte Weichmacher, das Hormonsystem des Menschen beeinflussen. Das Forschungsteam setzte Ratten während der Embryonal-Entwicklung dem Schadstoff aus und entdeckte, dass männliche Ratten kleinere Penisse besaßen. 

Phtalate werden in der Industrie verwendet, um Kunststoffe flexibler zu machen. Laut Swan sind sie aber auch in einigen Spielzeugen und Lebensmitteln enthalten und könnten so die menschliche Entwicklung beeinträchtigen. Phtalate ahmen im menschlichen Körper das Hormon Östrogen nach und stören so die natürliche Hormonproduktion.

Lange bekannt, aber wenig geklärt

Allerdings sind diese gesundheitsschädlichen Eigenschaften des Weichmachers schon länger bekannt, weshalb der Stoff in den meisten Verbraucherprodukten wie Spielzeug und Babyartikeln verboten ist.

Gegenüber RTL.de versucht der Medizinjournalist Christoph Specht in diesem Punkt Klarheit zu schaffen: „Dass die Spermienanzahl beim Menschen sinkt, ist schon lange bekannt. Ob das mit den Phtalaten zusammenhängt, weiß man nicht. Das kann viele Auswirkungen haben.“ Zu guter Letzt muss gesagt werden, dass die oben benannten Versuche von Swan natürlich nicht am Menschen, sondern nur an den Ratten getestet wurden. 

So oder so ist es eine besorgniserregende Entwicklung, die möglicherweise noch auf den Berg an Problemen hinzu kommt, den der Klimawandel und die Luftverschmutzung mit sich bringen – und ist damit ein trauriger Grund mehr auf unsere Erde besser aufzupassen. 

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