Hannes und Ralle haben so einiges gemeinsam: Sie sind beide arbeitslos, in ihren End-Vierzigern und haben eine Vorliebe für eine ganz bestimmte Bushaltestelle mitten im Nirgendwo namens Brandenburg. Dort diskutieren sie über die großen Fragen des Lebens.

In der zweiten Staffel kehren die beiden Hobbyphilosophen (gespielt von Ronald Zehrfeld und Felix Kramer) der für den Deutschen Fernsehpreis sowie den Grimme-Preis nominierten ersten Staffel zurück und auch Busfahrerin Kathrin (gespielt von Jördis Triebell) steht den zwei Aussteigern weiterhin mit Rat und Tat zur Seite.

In sieben Episoden geht es dieses Mal wieder ans Eingemachte: Gentrifizierung, Xenophobie und die „neue Welt“ – Hannes und Ralle philosophieren über den Sinn des Lebens, ihren Platz in der Gesellschaft und über die Themen, die sie bewegen. Eines wird dabei immer klar: Eine einfache Antwort gibt es in den meisten Fällen nicht und hinter einem ach so einfachen Satz können sich unzählige Schichten verbergen, die es auf der Suche nach der Wahrheit zu durchdringen gilt. Die Gesprächsverläufe erinnern stark an die sokratische Methode, mittels ständigen Hinterfragens an den versteckten Kerngedanken einer Aussage zu gelangen. Du darfst also eine Reihe anspruchsvoller Unterhaltungen erwarten.

Die Welt ist eine Bühne

Dreh und Angelpunkt des Geschehens bildet eine heruntergekommene, selten frequentierte Bushaltestelle mitten in der Brandenburger Pampa – ein idyllischer, aber auch trostloser Ort (die Bushaltestelle, nicht Brandenburg!). Diese Einöde spiegelt den Gemütszustand der beiden Sokratiker perfekt wider und bildet so eine unaufdringliche Kulisse, die dem Highlight der Serie das Rampenlicht überlässt: Nämlich den mal schrägen, mal liebevoll sympathischen Charakteren. Wenn Weltbilder aufeinandertreffen und bis ins kleinste Detail ausdiskutiert werden, dann glänzt die Serie mit Humor, aber auch mit gebotener Ernsthaftigkeit und Melancholie.

© Senator Film Produktion

So gesehen ähnelt die minimale Inszenierung doch eher einem Bühnenstück. Wenn du es also lieber schnell statt gelassen magst, dann wirst du hier schnell gelangweilt sein. Wenn das nicht der Fall ist, du ausgeklügelte Dialoge wertschätzt und tiefsinnigen Gesprächen gegenüber nicht abgeneigt bist, dann solltest du an der Serie „Warten auf’n Bus“ eher deine Freude haben. Und vorausgesetzt, du kannst die Berliner Mundart verstehen – die drei ersten Episoden über habe ich als Münchner kaum ein Wort entziffern können. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sollte das jedoch kein Problem mehr darstellen, ansonsten helfen auch Kopfhörer.

Staffel 2 von „Warten auf’n Bus“ erscheint am 13. Januar auf Blu Ray und DVD.

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Bildquelle: © Senator Film Produktion