TikTok

TikTok bringt den Krieg in der Ukraine auf Millionen Smartphones. Zwischen Tanzvideos, Tutorials und Co. begegnen den Usern neuerdings auch Panzer und Bombenangriffe.

TikTok war einst bekannt für leichte Unterhaltung. Katzenvideos gefolgt von tanzenden Teenagern und Make-Up-Tutorials. Doch seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine finden sich auf der Plattform auch eine Menge Videos, die direkt aus dem Kriegsgebiet stammen. Denn Fakt ist: Jeder hat ein Smartphone und gerade die junge Generation weiß es auch zu nutzen.

Natürlich ist der Ukraine-Konflikt nicht der erste Krieg, bei dem Zivilisten direkt aus den Kriegsgebieten berichten. Bereits während der grünen Revolution im Iran und beim Arabischen Frühling Anfang der 2010er Jahre waren Twitter und Facebook die wichtigsten Werkzeuge. Doch TikTok gibt der Art, wie über den Krieg berichtet wird nochmal eine ganz neue Dynamik. Der Unterschied: Selbst User, die nicht aktiv nach Videos aus den Kriegsgebieten gesucht haben, können diese auf den Bildschirm gespült bekommen. Denn TikTok funktioniert nach dem Prinzip der Dauerbeschallung. Der User muss nichts tun, außer nach oben zu wischen. Die Videos laufen dann von alleine. Minimaler Aufwand, maximale Unterhaltung.

Der Krieg auf dem Smartphone

Doch das ist noch nicht alles, denn das eigentliche Geheimnis ist der Algorithmus der App. Wie auch bei Facebook oder Instagram, ist der Inhalt des jeweiligen Users auf ihn persönlich zugeschnitten. Darüber hinaus hören die Videos nicht auf. Zum einen fängt ein fertig ausgespieltes Video gleich wieder von vorne an, zum anderen ist der nächste Reiz nur einen Fingerwisch entfernt. All das macht es dem Benutzer schwer, sich von der App zu lösen.

Und selbst diejenigen, die TikTok nutzen, um sich von der aktuellen Nachrichtenflut abzulenken, sind nicht vor einem plötzlich auftauchenden Kriegsvideo sicher. Denn der User weiß nie, was er als nächstes ausgespielt bekommt.

Das größte Problem der Videos ist jedoch ihr Wahrheitsgehalt, denn für den User ist es nahezu unmöglich die Quelle zu überprüfen. Kommt dieses Video wirklich aus der Ukraine oder handelt es sich um ähnlich aussehendes Material aus einem anderen Kriegsgebiet?

Auch die Gleichzeitigkeit, die TikTok dem User suggeriert kann schnell belastend werden. Da sind Urlaubsvideos aus der Karibik nur einen Fingerwisch von Bombenanschlägen entfernt. Für das menschliche Gehirn sind diese Informationen und die damit einhergehende Emotionsflut nur schwer zu verarbeiten.

TikToks Mutterfirma ByteDance betonte häufig, dass TikTok eine Unterhaltungsplattform sein soll. Um politische Videos versuchte man für lange Zeit einen Bogen zu machen. Doch spätestens seit dem Krieg in der Ukraine ist dies nicht mehr möglich. Eine Plattform ist das, was die User aus ihr machen. Eine Erkenntnis, die nicht zuletzt Telegram bitter aufstieß.

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