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Deutsche Leitkultur: Von Softshelljacken, Bier & Co.

Was bedeutet es eigentlich, Deutscher zu sein? Die möglichen Antworten auf diese Frage könnten unterschiedlicher kaum sein. Für die einen steht und fällt das Konzept der Nationalität mit der Staatsangehörigkeit oder dem Geburtsort, für andere wiederum geht es einfach um das Gefühl, dazuzugehören. Wer es mit seinem Verständnis vom Deutschsein hingegen etwas oberflächlicher hält, findet auch eine Menge andere Dinge, die symbolisch für das Land im Zentrum Europas stehen. Einige dieser Klischees haben wir in dieser Liste zusammengetragen.

Treuepunkte

Sammelpunkte und Bonusprogramme in allen Farben und Formen gehören zum typisch deutschen Lifestyle dazu wie Zigaretten zu Altkanzler Helmut Schmidt. Im Supermarkt werden mithilfe von glänzenden A5-Prospekten Pfannen, Handtücher oder Plüschtiere beworben (Zuzahlung nur 2 Euro!), an der Pinnwand zuhause hängt das Stempelheftchen der Lieblingseisdiele und das übervolle Portemonnaie ziert die Königin des deutschen Treue-Fetischismus: Die Paypack-Karte. Überall geht es darum, das Maximum aus seinem Geld herauszuholen und möglichst viele Vorteile zu ergattern. Dass die hart erarbeiteten Prämien auf lange Sicht meist im Keller verrotten, scheint dabei niemanden so richtig zu stören.

Tupperware

Wer ausländischen Mitbürger das Konzept von Tupper erklären möchte, wird wahrscheinlich schnell an seine Grenzen stoßen. Plastikprodukte, ja, aber eben keine gewöhnlichen. Um an diese Vielfalt von Brotdosen, Trinkflaschen und Aufbewahrungsbehältern zu gelangen, musste man – zumindest früher – eine Party besuchen. Dort tauchte dann ein geheimnisvoller Mitarbeiter auf und versuchte, die praktischen Küchenhelfer an den Mann – oder besser gesagt an die Frau – zu bringen. Wie bitte? Ja, genau. Mittlerweile gibt es Tupperware zum Glück auch online oder in ausgewählten Läden zu kaufen. Das macht sie weniger mystisch, aber nicht minder beliebt. Ihr dürft gerne mal nachzählen, wie viele Exemplare ihr in eurem Elternhaus entdecken könnt.

Softshelljacken

Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung! Getreu diesem nervigen Eltern-Spruch gehört die Softshelljacke in jeden deutschen Kleiderschrank. Die wasser- und regenabweisende Schutzschicht ist ein beinahe so essenzieller Bestandteil des Alman-Styles wie Birkenstock-Sandalen oder Tennissocken. Marken wie Jack Wolfskin oder Workwear-Pionier Engelbert Strauss erfreuen sich besonderer Beliebtheit – wer hier ebenfalls ein paar Euro sparen möchte, findet jedoch auch regelmäßig Angebote bei Aldi oder Lidl. Aber Achtung, pünktlich um sieben Uhr vorm Laden stehen, denn die kultigen Kleidungsstücke sind prinzipiell schneller ausverkauft, als du „Softshelljacke“ sagen kannst.

Bier

Feierabend? Harter Tag? Bundesliga-Sieg des Lieblingsvereins? Erstmal ein Bierchen! Rund 95 Liter genehmigt sich der durchschnittliche Deutsche im Jahr. Grund genug, dem schmackhaften Gerstensaft einen Platz auf der Leitkultur-Liste zu verschaffen. Ganz unproblematisch ist die hiesige Bier-Romantisierung allerdings nicht: Im Vergleich zu anderen Staaten verzeichnet Deutschland einen deutlich höheren Alkoholkonsum, der sich dementsprechend auch in mehr Suchterkrankungen und Todesfällen niederschlägt. Es schadet also definitiv nicht, ab und an auch mal zu weniger berauschenden Getränken zu greifen. Wie wäre es zum Beispiel mit Apfelschorle oder KiBa?

Mallorca

Die Deutschen lieben ihre Fernreisen: Schafft man es nicht einmal pro Jahr aus dem Bundesgebiet heraus, wird man schnell als Bürger*in niederer Klasse deklariert. Reiseziele wie die Schweizer Alpen, das Rote Meer oder die Costa Brava stehen besonders hoch im Kurs. Doch der unangefochtene Spitzenreiter unter den deutschen Sehnsuchtsorten ist und bleibt die spanische Insel Mallorca, die nicht ohne Grund als 17. Bundesland bezeichnet wird. Ihre Besucher lassen sich prinzipiell in drei Gruppen einteilen: Grölende Partytouristen mit Destination Ballermann, Vorstadt-Familien auf dem Weg in All inclusive-Clubhotels und diejenigen, die es sich dank prall gefülltem Geldbeutel leisten können, eine eigene Finca im Hinterland anzumieten und ihren anstrengenden Landesgenossen zumindest vorübergehend den Rücken zu kehren.

Autos

Noch lieber als Flugzeuge sind den Deutschen ihre Autos. Sie fungieren nicht nur als Statussymbol und alltägliches Transportmittel, sondern besitzen als Aushängeschild der „innovativen deutschen Wirtschaft“ auch eine nicht zu verachtende Identifikationskraft. Über die Anschaffung eines neuen Autos wird bisweilen länger diskutiert als über die eigene Hochzeit, die in deutschen Landen meist sowieso eher aus Steuergründen als aus wahrer Liebe vonstatten geht. Stadtplaner*innen konzentrieren sich seit Jahrzehnten auf die Bedürfnisse der Autofahrer*innen, Kritik und Reformvorschläge laufen ins Leere und für ÖPNV-Liebhaber*innen haben die PKW-Gurus oft nur ein müdes Lächeln übrig. Im Zuge der Bundestagswahl wächst demzufolge auch die Angst vor Öko-Verbotsparteien wie den Grünen, die den Deutschen ihre geliebten Auto wegnehmen und sie durch Elektromobile oder gar Fahrräder ersetzen wollen. Gott bewahre!

Fleisch

Wenn es eines gibt, was den Deutschen nicht auf ihren Teller kommt, dann sind es vegetarische oder womöglich sogar vegane Mahlzeiten. Statt zu Salaten, Asia-Pfannen oder Falafelrollen greifen heimatverbundene Almans lieber zu Klassikern wie dem Mettigel oder der allseits beliebten Currywurst. Letztere stand kürzlich so sehr unter Beschuss, dass sich sogar Altkanzler Gerhard Schröder einschalten und einen eigenen Hashtag ins Leben rufen musste: #RettetDieCurrywurst forderte er auf Twitter, nachdem eine VW-Kantine beschlossen hatte, ihr Angebot zukünftig auf fleischlose Kost umzustellen. Currywurst mit Pommes sei einer der „Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“. Unvorstellbar, dass sich ein Arbeitstag auch mit anderen Gerichten bewältigen ließe.

Wortwitze

Einen waschechten Deutschen erkennt man nicht nur an seiner Kleidung oder seinen Vorlieben, sondern auch an seinem Sprachverhalten: Als selbsterklärte Comedy-Profis lassen Almans keine Chance ungenutzt, sich über mehr oder weniger witzige Sprüche zu profilieren. Besonders angetan haben es ihnen „ausgefallene“ Verabschiedungen: „Tschüssikowski“, „Tschö mit Ö“ oder „Ciao Kakao“ sind nur einige Beispiele. Vor ihrem inneren Auge sehen sich die Spaßvögel vermutlich schon auf der nächsten Verleihung des Comedypreises. Vielleicht schaffen sie es irgendwann sogar, ihren Vorbildern Mario Barth oder Dieter Nuhr Konkurrenz zu machen? Die richtige Menge an sexistischen und rassistischen Witzen bringen die meisten dafür – leider – auch schon mit.

Ewiggestrigkeit

Haaalt Stopp, es bleibt alles so, wie es ist! Diesen legendären Satz von Frauentausch-Star Andreas kann man leider auch auf die meisten Deutschen übertragen. Typischerweise stehen sie Veränderungen eher, sagen wir mal, kritisch gegenüber. Das gilt für das eigene Leben ebenso wie für die gesamte Gesellschaft und spiegelt sich regelmäßig in Wahlergebnissen, Umfragen und Wutbürger-Demonstrationen wieder. Bloß nichts tun gegen den Klimawandel, bloß keine Ausländer, keine gendergerechte Sprache und kein identisches Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare; schließlich stecken hinter solchen Ideen unbekannte Konzepte, mit denen man sich am besten gar nicht erst auseinandersetzen möchte. Was neu ist, ist prinzipiell erstmal scheiße, und solange ich zufrieden bin, braucht sich absolut nichts ändern. Obwohl es manchmal ganz witzig sein kann, den typischen Alman-Klischees zu entsprechen, sind wir uns im Großen und Ganzen doch hoffentlich einig, dass dieser Punkt nicht gerade nachahmenswert erscheint.

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