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K.o.-Tropfen: „Alles war schwarz“

Lena war mit einigen guten Freunden in den Bergen im Urlaub. Plötzlich wurde sie müde, benebelt und benommen. Als sie sich abstützen wollte, hat ihre Hand nachgelassen. Lena hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Jemand mischte ihr etwas ins Getränk. Später fand sie raus: Es war einer ihrer Freunde.

Das, was Lena passiert ist, ist kein Einzelfall. Es gibt jedoch keine verlässliche Statistik darüber, wie viele Menschen jährlich Opfer von K.o.-Tropfen werden. Das hängt damit zusammen, dass die Substanzen schon nach kurzer Zeit nicht mehr im Blut nachweisbar sind. Die einen K.o.-Tropfen gibt es nicht. Einige sind Medikamente in Überdosierung, einige Drogen und manchmal wird sogar ein Industriereiniger eingesetzt. In der Regel sollen diese Tropfen wehrlos, widerstandsunfähig oder erinnerungslos machen.

Irgendwann schleppte Lena sich ins Bett und schlief ein. An die Nacht kann sie sich nicht mehr erinnern. „Alles war schwarz“, erzählt sie. Am nächsten Morgen konnte sie immer noch nicht geradeauslaufen. „Ich bin getorkelt“, erinnert sie sich. „Und ich habe nichts verstanden. Ich war wie besoffen, obwohl ich keinen Schluck Alkohol getrunken habe.“

Eine geringe Dosierung sorgt nach etwa 10 bis 20 Minuten für ein Wohlgefühl, was mit einem leicht alkoholisierten Zustand zu vergleichen ist. Bei einer stärkeren Dosierung folgt darauf Benommenheit, Schwindel oder Übelkeit. Danach setzt eine Müdigkeit ein, die zu einem tiefen Schlaf oder sogar Bewusstlosigkeit führen kann. Nach dem Aufwachen fühlen die Opfer sich verwirrt und verkatert, können sich meist an nichts mehr erinnern.

„An die restlichen Tage vom Urlaub kann ich mich kaum noch erinnern. Nur noch an vereinzelte Sachen.“ Sie finden bei einem ihrer Freunde ein Fläschchen: Eine Substanz, die bei Psychosen verschrieben wird. Er gibt zu, dass er Lena etwas davon untergemischt hat und entschuldigt sich. „Ich fand das in dem Moment aber nicht schlimm“, erinnert sie sich. „Ich fand nichts schlimm. Meine Persönlichkeit hat sich durch das Mittel komplett verändert, ich habe keine negativen Gefühle mehr empfunden.“

Was die Tropfen so gefährlich macht: Unverträglichkeiten, Erkrankungen, aktuelle Medikation, der Alkoholpegel und Nebenwirkungen bilden eine Wechselwirkung, die niemand vorhersagen kann. Im schlimmsten Falle können die Substanzen – insbesondere im Zusammenspiel mit Alkohol und Medikamenten – zum Tod führen. Deswegen ist bei einem akuten Verdacht auf K.-o-Tropfen Eile geboten. Am besten sollte sofort der Notarzt verständigt werden.

„Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn ich davor Alkohol getrunken hätte“, sagt Lena. Die Mischung oder eine Überdosis hätten gefährlich werden können. Nach zwei Tagen hat die Wirkung des Mittels nachgelassen. Und plötzlich ist alles über Lena gekommen. Aus dem nichts hat sie begonnen zu weinen, das erste Mal so richtig begriffen, was ihr passiert ist. „Es geht so schnell“, sagt Lena. „Und damit rechnet man irgendwie nicht. Das ist was, was anderen passiert. Aber doch nicht mir.“

Deswegen: Das Getränk immer im Blick haben und sich nichts ausgeben lassen. Besteht der Verdacht auf K.o-Tropfen und ist der Täter noch anwesend, gibt es den Codesatz „Luisa ist hier.“ So weiß das Personal Bescheid, dass die Person Hilfe braucht. Bei dm gibt es seit wenigen Jahren außerdem Armbänder, die als Teststreifen verwendet werden können. Diese funktionieren allerdings nur bei der Droge Gamma-Hydroxy-Butyrat (GHB), der gängigsten Form von K.o.-Tropfen.

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