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Bodyshaming: Ricarda Lang auf Twitter beleidigt

Ricarda Lang ist die neue Vorsitzende der Grünen. Sie ist jung, motiviert und hat ein politisches Gespür. Vor allem im Netz ist sie jedoch Opfer vieler Anfeindungen geworden. Die beziehen sich jedoch nicht auf das, was sie sagt, sondern auf ihre Körpermaße.

Vorletzten Mittwoch hielt Ricarda Lang eine Rede über die Impfdebatte. Sie befürwortet eine Impfpflicht. Sie möchte, dass sich die Menschen in Deutschland wieder sicher fühlen können. Sie spricht von Frauen, die während der Pandemie in einen Teilzeitjob gewechselt sind und somit ein höheres Risiko von Altersarmut tragen. Sie spricht auch von jungen Menschen, die eine lange Zeit in Isolation verbracht haben. Eine Impfpflicht könnte das Leben dieser Menschen ihrer Meinung nach verbessern. Im Bundestag fanden ihre Worte Anklang. Im Netz jedoch wurde nicht über die Inhalte ihrer Rede gesprochen, sondern über Ricarda Langs Aussehen.

Ein Twitter-User schreibt: „Wer sich selbst in eine Risikogruppe reinfrisst, sollte gesunde Menschen nicht zu einer Impflicht zwingen.“ Die Kommentare sind geprägt von Hass. Das zeigt auch folgender Kommentar: „Von den zu viel aufgenommenen Kalorien könnte sich halb Afrika ernähren, ihr Konsum hält eine ganze Mc Donalds-Filiale am Laufen, ihre maßgeschneiderte Kleidung verbraucht den Ertrag von 20 Baumwollfeldern, aber sie will über Gesundheit + Nachhaltigkeit belehren.“ User*innen unterstellen ihr sogar, sie wäre so ungesund, dass sie auf der Intensivstation landen würde: „Kritik an der bigotten #RicardaLang hat nichts mit #BodyShaming zu tun. Es ist Kritik an einer 28-jährigen Frau, deren Risiko – anderen Menschen Platz auf der Intensivstation wegzunehmen – auch ohne Covid 19 massiv erhöht ist. Um das zu ändern, müsste sie nur freiwillig weniger essen.“

Sucht man auf Twitter den Hashtag #RicardaLang, findet man Bilder von Nilpferden und Big Macs. Ricarda Lang geht laut den User*innen nicht durchs Plenum, sie „stampft“. Unterstellt wird ihr, dass sie gierig sei. Und das ohne jegliche Anhaltspunkte – bis auf eine rein oberflächliche Einschätzung.

Ein großes Problem dabei ist das Bild von dicken Menschen in unserer Gesellschaft. Mit ihnen wird assoziiert, dass sie gierig und faul seien. Dick zu sein ist negativ und ungesund. Das hat jedoch nichts mit der Realität zu tun – man sieht einem Körper seine Gesundheit nicht an. Auch über ihre Kleidung hat Ricarda Lang viele Kommentare einstecken müssen. Man sollte meinen, wir wären weiter. Über die Klamotten vieler männlicher Politiker wird ja immerhin auch nicht gesprochen.

All diese Diskussionen im Internet sind völlig deplatziert und respektlos. Sie sind keine Kritik an der Rede von Ricarda Lang, sondern Bodyshaming. Man muss nicht mit ihrer Meinung zur Impfpflicht übereinstimmen. Bewertet werden sollte sie aber anhand von Argumenten und nicht anhand der Kleidergröße. Denn die tut nichts zur Sache. Die Kommentare darüber lenken von Inhalten ab. Inhalte, die wirklich wichtig sind, gehört werden müssen. Und jetzt überhört werden, weil der Hass vieler Twitter User*innen lauter ist.

Mehr zum Thema:

Bodyshaming – am Puls der Zeit?Sex und Soda: Bodyshaming – was muss man sich gefallen lassen?Hassobjekt: „Oh, hast du abgenommen?“ – Die Akte Adele

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Bildquelle: olia danilevich von Pexels; CC0-Lizenz

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